Moin liebe Spatenwühler,
was für eine spannende Woche! Kurz nachdem ich die Einladung zum Agrarmarkt-Podcast erhalten hatte, um über Carbon Farming zu sprechen, kam die nächste Anfrage: eine Keynote auf der Agritechnica. Dort darf ich ebenfalls über Carbon Farming referieren – ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt.
Warum?
Ich sehe Carbon Farming als zusätzliches Finanzierungsinstrument für die Umstellung auf regenerative No-Till-Landwirtschaft. Viele Landwirte haben anfangs höhere Kosten – etwa durch Kalkung, Zwischenfrüchte oder die Lernkurve beim neuen Timing. Auch mögliche Mindererträge zu Beginn spielen eine Rolle.
🎙️ After Talk
Im Podcast haben wir nicht nur über die Grundlagen gesprochen, sondern sind auch tief in die Praxis eingestiegen. Ich habe meinen aktuellen 10-Jahres-Rechner vorgestellt, der die Unterschiede zwischen Pflugsaat, Mulchsaat und Direktsaat analysiert. Das Ergebnis: Je nach Betriebsgröße können bis zu 60 % Diesel und ein Drittel der Schlepperstunden eingespart werden. Selbst bei angenommenen Mindererträgen von 5–10 % bleibt die Direktsaat wirtschaftlich attraktiv – trotz regelmäßiger Glyphosatanwendung.
Natürlich ist Direktsaat nicht für jede Fruchtfolge geeignet. Eine klassische Raps-Weizen-Gerste-Abfolge funktioniert hier weniger gut. Aber mit Kulturen wie Ackerbohnen, Hafer oder Sommergetreide lassen sich Fruchtfolgeprobleme wie Ackerfuchsschwanz und Kohlhernie deutlich reduzieren.
Langfristig bringt die Direktsaat definitiv Einsparungen – auch wenn anfangs höhere Kosten anfallen. Um das besser greifbar zu machen, habe ich ein Vergleichs-Tool entwickelt – tatsächlich programmiert hat nur die KI, ich habe lediglich die Anweisungen gegeben – ganz ohne Programmierkenntnisse.
Ich habe für euch eine Beispielrechnung erstellt mit folgenden Annahmen: 100 ha Betrieb, Lohnkosten 25 €/h und Dieselpreis 1,10 €/l.
Die Fruchtfolge besteht u. a. aus Winterweizen, Gerste, Raps, Mais und Ackerbohnen (siehe Bild 1). Preise und Erträge orientieren sich an realistischen Durchschnittswerten. Siehe Bild 1
In der Simulation habe ich unterstellt: -3 % Ertrag bei Mulchsaat, -8 % bei Direktsaat (siehe Bild 2). Alle anderen Faktoren wie Preise und Dieselpreise bleiben gleich. Die Preise für Arbeitserledigungen basieren auf öffentlich zugänglichen KTBL-Werten.
Daraus ergeben sich folgende Ergebnisse:
Bild 3 zeigt: Der durchschnittliche Deckungsbeitrag liegt bei 379 €/ha für Pflug, 402 €/ha für Mulchsaat und 465 €/ha für Direktsaat. Noch deutlicher wird es bei den Ressourceneinsparungen:
- Pflug: 60,3 l/ha Diesel, 6,3 h/ha Schlepperzeit
- Direktsaat: 22,1 l/ha Diesel, 3,5 h/ha Schlepperzeit
Das sind über 60 % weniger Diesel und fast die Hälfte der Arbeitszeit – auf 10 Jahre gerechnet spart das 382 l Diesel und 28 Stunden Traktorzeit pro Hektar.
Klar: Das ist keine Vollkostenrechnung und Transportkosten sind nicht berücksichtigt. Aber die Tendenz zeigt: Wer seine Prozesse anpasst, kann nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch effizienter wirtschaften. Ich verfeinere den Rechner derzeit weiter und stelle ihn meinen Beratungskunden zur Verfügung.
Bleibt neugierig und offen für neue Wege – es lohnt sich!
Euer
René
PS: Hier noch mal der Link zu den 10 Empfehlungen zum Thema Carbonfarming: René Rempt rät: Carbon Farming – aber richtig